im gedächtnis bleiben
24.12.2013

Ideen, Initiativen, Projekte

Es ist an der Zeit, die 3 Erstplatzierten des "im gedächtnis bleiben"-Preises 2013 vorzustellen. So haben wir die Gelegenheit, noch einmal Wertschätzung für das große Engagement auszudrücken, zum Umsetzen eigener Ideen zu bewegen, sowie an diesen hervorragenden Beispielen zu zeigen, wie ein Projekt für eine Bewerbung zum "im gedächtnis bleiben"-Preis 2014 aussehen kann.

1. Preis Eine Frankfurter Hausfassade wird zum Wahrzeichen für Toleranz und  gegen Rassismus

"Die Energie, die in der Kultur der Stadt Frankfurt, der Eintracht und seiner Anhänger steckt bietet ein Potential mit dem großes erreicht werden kann. Die Chance auf diesem Weg ein Zeichen gegen Diskriminierung in unserer Stadt zu setzen kann man nicht nur, sondern muss man nutzen. Besucher sind in dieser Stadt herzlich willkommen. Lasst uns ihnen zeigen, dass hier klar Stellung bezogen wird. Gegen Rassismus und gegen Diskriminierung." So drückt es Mathias Weinfurter von der Initiative "E pluribus" aus. Hausfassaden laden gerade dazu ein, dem urbanen Raum ein individuelles Gesicht zu geben, dem Lebensgefühl in einer Stadt Ausdruck zu verleihen, sowie Botschaften in das alltägliche Miteinander zu transportieren. So entstand die Idee eine Frankfurter Hausfassade zum Wahrzeichen für Toleranz und gegen Rassismus zu gestalten. Die Präsentation des Konzeptes war der erste Schritt. Sobald ein geeignetes Objekt gefunden ist, wird das Projekt umgesetzt und weiterentwickelt, so dass weitere Aktionen folgen können.

2. Preis 'Faites votre jeu!'

Die ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement getragene Initiative 'Faites votre jeu!' organisiert seit April 2009 ein selbstverwaltetes, unkommerzielles Zentrum im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld. Das Gefängnis wurde 1886 mitten in der Frankfurter Innenstadt eröffnet und diente in allen Phasen seiner Nutzung der Repression und Unterdrückung von Menschen. Aus diesem Grund steht neben der Organisierung des Zentrums die 115jährige Gewaltgeschichte des Gefängnisses im Mittelpunkt der Arbeit. Diese Geschichte wird im Zuge einer Dauerausstellung, kostenfreien Führungen, Workshops und Fortbildungen und der Homepage www.klapperfeld.de thematisiert, mit dem Ziel, eine kritische geschichtspolitische Auseinandersetzung zu fördern und ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung zu setzen. Die Dauerausstellung zur Gefängnishistorie thematisiert den historischen Kontext der Errichtung des ehemaligen Polizeigefängnisses Ende des 19. Jahrhunderts und die Veränderung des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Prinzip der Haft in dieser Zeit. Außerdem wird die Geschichte des Klapperfelds in der Weimarer Republik behandelt. Der Kern der Ausstellung ist jedoch die Rolle des Polizeigefängnisses während des Nationalsozialismus. Im Klapperfeld wurden in dieser Zeit zahlreiche Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes inhaftiert, gefoltert und manche sogar ermordet. Viele Inhaftierte wurden von dort in verschiedene Konzentrations- und Vernichtungslager oder in andere Gefängnisse verschleppt. Im Zuge der Darstellung dieses wohl grausamsten Teils der Vergangenheit des Klapperfelds wird sowohl auf einzelne Biografien von Gefangenen, als auch auf deren ?Gefängnis-Alltag? eingegangen. Die Dauerausstellung wird in einem kontinuierlichen Prozess weiterentwickelt. So wurden im Zuge der Recherchen, Deportationslisten von über 3000 Menschen gefunden, die während dem Nationalsozialismus aus dem Polizeigefängnis in verschiedene Lager und Haftstätten deportiert wurden. Darunter befindet sich beispielsweise auch ein ehemaliger Eintracht-Spieler, Anton Raab, der verfolgt wurde, da er sich weigerte den Hitler-Gruß im Stadion zu zeigen. Momentan wird viel Zeit darauf verwendet, die Schicksale dieser verfolgten und ermordeten Menschen in Kurzbiographien zu rekonstruieren, um sie mit Hilfe einer Datenbank der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei all dem geht es darum, Ereignisgeschichte, also gesellschaftliche und politische Vorgänge und Erlebnisgeschichte, also die Abbildung persönlicher Erfahrungen und Biografien, miteinander zu verbinden, dabei aber besonders der persönlichen Geschichte einen Raum zu geben.

3. Preis Trommeln inklusiv - "drums and more"

"drums and more" findet in Kooperation mit dem Jugendtreff Eschersheim (Evangelischer Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt am Main e.V.) und der Einrichtung "Im Uhrig" (Paritätischer Bund) statt. Der Hort "Im Uhrig" betreut Kinder und Jugendliche mit physischer und psychischer Behinderung. Der Workshop findet seit Oktober 2012 immer alle zwei Wochen donnerstags statt, wobei sich die Einrichtungen gegenseitig besuchen und gemeinsam trommeln. Das Trommelangebot wird durch externe ReferentInnen sowie MitarbeiterInnen des Jugendtreffs und des Horts umgesetzt. Sie leiten die Jugendlichen an, Trommeln und andere Instrumente zu benutzen und auszuprobieren. Dabei fördern sie je nach Entwicklungs- und Interessensstand die individuellen Bedürfnisse der TeilnehmerInnen. In den warmen Monaten wird das Trommeln nach draußen in den benachbarten Anne-Frank-Park verlagert. Dort erzeugen die TrommlerInnen so viel Aufmerksamkeit, dass weitere interessierte Jugendliche aus dem Wohngebiet sich spontan beteiligen. Außer dem Trommeln werden Jonglage und andere Outdoor-Aktivitäten, wie z.B. Fußball auf dem Bolzplatz im Park, für Jugendliche die nicht trommeln möchten, angeboten. Das gemeinsame Trommeln, Fußballspielen und -schauen dient dabei als Sensibilisierungsmaßnahme um Barrieren und ggf. Ressentiments der Jugendlichen abzubauen.

Der Ehrenpreis Waldtribüne

„Fairplay“-Gedanke steht im Vordergrund

Ob Liga zwei oder eins, ob DFB-Pokal oder Europapokal, ohne Waldtribüne geht es nicht mehr. Die Performance ist inzwischen fester Bestandteil des Heimspieltages und als Zwischenstation auf dem Weg zum Tribünenplatz nicht mehr wegzudenken.
Geschaffen unter dem Aspekt des „Fairplay“-Gedanken entstand die Waldtribüne, ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Interviews und Infos rund um den Spieltag. Ein Treff- und Anlaufpunkt für Fans, gleich welchen Vereins. Kurz vor dem Anpfiff wird über Historisches und Aktuelles berichtet, der Spieltag vorab analysiert und den Interviewgästen Meinungen entlockt. Feste Programmpunkten der Waldtribüne sind Gesprächsrunden mit Heim- und Gästefans und historische Spielbetrachtungen. Und ganz aktuell gibt´s zu guter Letzt die Mannschaftsaufstellung, die Elf des Tages!
Aber das ist natürlich noch nicht alles. Ob eine Initiative ein Anliegen hat, dass sie persönlich den Fanszene mitteilen will, oder eine Gruppe mit einer guten Idee an die in die Öffentlichkeit treten will. Die Initiatoren sind stets bereit, einen entsprechenden Programmteil in den Ablauf aufzunehmen.
So wundert es nicht, dass bei der Suche nach einem anspruchsvollen Rahmen zur Verleihung des „im gedächtnis bleiben-Preises“, die Wahl ausgerechnet auf die Waldtribüne gefallen ist. Wir haben das große Glück, dass die Preisträger auf den Brettern der Eintrachtwelt, vis a vis des Museums, vorgestellt werden können. Und wir freuen uns, die Initiatoren der Waldtribüne mit dem diesjährigen Ehrenpreis auszeichnen zu dürfen.   

     

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