im gedächtnis bleiben
22.12.2014

Vier ausgezeichnete Ideen

An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Initiativen, Gruppen und Personen, die den „im gedächtnis bleiben-Preis“ beleben. Sei es durch ihr Engagement, ihre Bewerbung, ihr Mitwirken, oder ihre Unterstützung.

Die vier Gewinner des "im gedächtnis bleiben-Preises“ 2014 vorzustellen ist uns eine große Ehre, weil sie vollstes Lob für ihr Engagement verdient haben. Leider ist es so, dass durch die Wahl der Preisträger, alle anderen, die sich ebenfalls beworben haben, in den Hintergrund treten. An dieser Stelle auch ihnen ein großes Kompliment für ihre Aktivitäten.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, sich den vier ausgewählten Initiativen ausführlicher zu widmen. Wir können an diesen hervorragenden Beispielen zeigen, wie ein Projekt für eine Bewerbung zum "im gedächtnis bleiben-Preis“ 2015 aussehen kann. Und hoffen natürlich, Euch damit zum Umsetzen eigener Ideen zu bewegen.

1. Preis Eintracht Frankfurt International - Eintrachtfans helfen Flüchtlingen

Am 4. Dezember 2013 hatte die Eintracht im DFB-Pokal den SV Sandhausen zu Gast. Erstmals spielten beide Mannschaften in einem Pflichtspiel gegeneinander und erstmals organisierte eine Gruppe von Eintracht-Fans einen Tag für Flüchtlinge. Die Idee, vor allem junge Flüchtlinge zumindest zeitweise aus dem ihnen auferlegten Alltag heraus zu holen, gab es schon länger. Den Initiatoren ist bewusst, dass sie durch ihre Aktion nichts an der Situation ändern können, der die Flüchtlinge ausgesetzt sind. Es geht ihnen darum, für einen Tag die damit einhergehenden Sorgen in den Hintergrund treten zu lassen. Sie finden es wichtig, den Flüchtlingen zu zeigen, dass sie in der Eintracht-Familie Herzlich Willkommen sind, da hier Hautfarbe und Herkunft nicht über die Zugehörigkeit entscheidet. Neben dem Bedürfnis den Flüchtlingen zu zeigen, dass es Menschen gibt, die für sie  da sind, sehen die Initiatoren auch die Notwendigkeit, öffentlich auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam zu machen.
Am Pokalspieltag trafen sich Eintracht-Fans  und eine 22-köpfige Gruppe von Flüchtlingen, die sogenannte Lampedusa-Gruppe, die dank Kirchenasyl und einer Menge Öffentlichkeitsarbeit, in der Paulskirche untergekommen sind. Nach einem gemeinsamen Essen machten sich alle auf den Weg zum Stadion, wo eine Führung durch das Eintrachtmuseum und der Spielbesuch auf dem Programm stand. Die Aktion ist bei allen Beteiligten sehr positiv in Erinnerung geblieben und auch der restliche Teil der Fanszene hat die Flüchtlinge herzlich aufgenommen. Es ist geplant  diese Zusammentreffen in der laufenden Saison öfter und  später vielleicht sogar regelmäßig stattfinden zu lassen. So wurde am 07.12. 2014, dem Heimspieltag gegen Werder Bremen, ein Treffen mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen organisiert. Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche, die aus Krisengebieten der ganzen Welt ohne Sorgeberechtigte oder ausweislich legitimierten Erwachsene in die Bundesrepublik Deutschland einreisen und bei der Einreise das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Gemeinsam mit den 27 minderjährigen Flüchtlingen wurde gekocht und gegessen, sowie eigene Schals entworfen und bemalt. Anschließend besuchten alle das Spiel. Die Jugendlichen waren begeistert und haben sich mehr als einmal für den tollen Tag bedankt. Natürlich werden weitere Aktionen geplant und neue Projekte in dieser Richtung entwickelt. Die Idee sich der Unterstützung von Flüchtlingen anzunehmen ist zwar nicht neu, aber derzeit so wichtig, wie vielleicht nie. Dabei geht es nicht nur um Toleranz, sondern  vor allem um Mitgefühl und Solidarität. Was uns besonders freut, ist, dass die Initiative aus der Eintracht-Szene kommt. Hier gibt es viel Potenzial und der Gedanke, Flüchtlinge an der Freizeitgestaltung teilhaben zu lassen, kann nach und nach weiterentwickelt werden. Ganz im Sinne des „im gedächtnis bleiben-Preises“, hat die Initiative“ Eintracht Frankfurt International - Eintrachtfans helfen Flüchtlingen“ die Chance genutzt, sich mit einer guten Idee zu bewerben, ohne sich den Druck zu machen, ein vollendetes Projekt vorweisen zu müssen.

2. Preis  Karte der Erinnerung und Dokumentation

Mit der Karte der Erinnerung in der Heinrich-Böll-Schule, Hattersheim/Main und dem Buchprojekt: „…man müße einer späteren Generation Bericht geben!“, hat der Förderverein der Heinrich-Böll-Schule zwei Medien geschaffen, die die Erinnerungsarbeit mit Leben füllen. Beide Projekte wurden gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Schule und in Zusammenarbeit mit der Stadt Hattersheim realisiert. Sie dienen zugleich als anschauliches und einprägsames Unterrichtsmaterial.
Die Idee, Erinnerungskultur bildhaft zu gestalten und damit einen Ort aktiven Gedenkens zu schaffen geht bereits auf das Jahr 2009 zurück. Ideengeber  war  der Künstler Gunter Deming, Initiator der Stolpersteinverlegungen.  Die Verwirklichung einer Karte der Erinnerung an der Heinrich Böll Schule nahm erste Formen an, als im Jahre 2011 die Veranstaltung unter dem Titel: " …man müßte einer späteren Generation Bericht geben" zusätzliche  Impulse setzte.  Die Veranstaltung war so ergreifend, dass man sich zu einer Dokumentation geradezu verpflichtet sah. Die Schulgemeinde und die Arbeitsgruppe "Opfergedenken" der Stadt stellten sich fortan die Aufgabe, beide Vorhaben zu realisieren.
Das Buchprojekt hat sich mit Hilfe von Bildern, Texten und Dokumenten den von Verfolgung betroffenen Menschen gewidmet. Deren Lebensgeschichte zumindest in Teilen nachempfindbar zu machen und von deren Schicksal zu berichten war das Ziel. Herausgekommen ist ein Lesebuch zur Geschichte und Gegenwart der Stadt Hattersheim. Das Projekt bündelt Ausschnitte aus dem Leben der Betroffenen, Beispiele aus Projektarbeiten, Beispiele von Schülerinnen und Schülern und Dokumente aus Veranstaltungen. Es  basiert auf der Zusammenarbeit zwischen der Heinrich-Böll-Schule und der Stadt Hattersheim zum Thema Erinnerungsarbeit.
Die Karte der Erinnerung wurde im Oberstufengebäude der Schule an einer Wand von Schülerinnen und Schülern des Leistungskurses Kunst gestaltet. Gemeinsam mit der Kunstlehrerin, Frau Harangozo, zeichneten  die Jugendlichen zuerst die drei Stadtteile Hattersheims an eine Wand. Auf der gemalten Karte wurden dann die Orte der verlegten Stolpersteine mitsamt  den Namen der Opfer dokumentiert.
Am 8.Mai 2014 wurden „Die Karte der Erinnerung“ und die Dokumentation  „...man müßte einer späteren Generation Bericht geben“  der Öffentlichkeit übergeben.
Auch für die Zukunft ist einiges geplant.
Beispielsweise soll die Patenschaft für die vom Förderverein finanzierten Stolpersteine durch eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern übernommen werden. Die Idee dahinter ist, dass sich die Jugendlichen um die Reinigungsarbeiten der Steine kümmern und jährliche Klassengänge mit Lesungen aus dem Buch organisieren.
Auch wenn die Initiative des Fördervereins der Heinrich-Böll-Schule und der engagierten Schülerinnen und Schüler nichts mit Fußball zu tun hat, ist der „im gedächtnis bleiben- Preis“ genau hier am richtigen Platz. Beide Projekte machen Vergangenes und vom Vergessen Bedrohtes erleb- und begreifbar. Die Karte der Erinnerung und  die Dokumentation dienen auch über die Schule hinaus als Orte des lebendigen Gedenkens.  Sie geben damit den von Verfolgung betroffenen Menschen einen festen Platz in der Geschichte ihrer Stadt.

3. Preis Jugendteam der FFV Sportfreunde 04 Frankfurt – Toleranz-Respekt-Fairplay Turnierserie

Das Jugendteam der FFV Sportfreunde 04 Frankfurt wurde im Sommer 2013 ins Leben gerufen, um die Jugendleitung des Vereins bei der Ausrichtung  einer Reihe von Hallenturnieren zu unterstützen. Zu den im  Winter 2013/14 umgesetzten Veranstaltungen  gehörte unter anderem auch die inoffizielle Kreishallenmeisterschaft des Kreises Frankfurt. Schnell entwickelte sich unter den jugendlichen Organisatoren die Idee, sämtliche Turniere, für deren Ausrichtung die FFV Sportfreunde 04 verantwortlich waren, unter das Motto „Toleranz-Respekt-Fairplay“ zu stellen. Eine gute Tradition, denn unter diesem  Motto, stand schon die „Kids-WM der 32 Gallus-Phantasieländer“ im Sommer 2006. Dieses Projekt in Relation zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland hatten  die Initiatoren, gemeinsam mit über 30 Organisationen  und  500 Kindern aus dem Stadtteil Gallus gegen selbst erlebte Ausgrenzungen und rassistische Anfeindungen im Fußball und im Alltag ins Leben gerufen.  Die „WM der Phantasieländer“ wurde unter der Trägerschaft des Sportkreises Frankfurt e.V. umgesetzt und mit dem Integrationspreis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Das Projekt ist ein lebhaftes Beispiel dafür, dass Kinder Respekt und Fairplay lernen und dabei eine Menge Spaß haben können. Mittlerweile sind über acht Jahre vergangen und einige der Kids von damals haben nun selbst die Verantwortung übernommen das Motto  „Toleranz-Respekt-Fairplay“ mit Leben zu füllen. Das Jugendteam der FFV Sportfreunde 04 hat sich inzwischen zu einer – mehr oder minder - festen Einrichtung entwickelt. Allein die guten Erfahrungen bei den Turnieren im letzten Winter waren Grund genug im Januar 2015 in die nächste Runde zu gehen. Das Jugendteam sagt selbst, dass alle sehr stolz über die Atmosphäre der Turniere im Januar 2014 waren, insbesondere während der Turniere, die in der Paul-Hindemith-Schule unter dem Motto Toleranz-Respekt-Fairplay ausgetragen wurden. Nahezu alle Spieler und Trainer hätten sich an das Motto gehalten. Auch habe es keine einzige Zeitstrafe gegeben und den Gegnern sei gratuliert worden, egal wie das  jeweilige Spiel ausgegangen war.
Auch im Januar 2015 finden die Hallenturniere der Sportfreunde 04 in der Paul-Hindemith-Schule, im Frankfurter Stadtteil Gallus, statt. Die Philosophie der Turniere ist nicht, ein besonders starkes Teilnehmerfeld zusammenzustellen, sondern Kindern aus Frankfurt die Möglichkeit zu geben, sich im fairen Wettstreit mit Gleichaltrigen zu messen. Laut den Organisatoren umfassen die im Rahmen der Turnierorganisation zu erledigenden Aufgaben neben Turnierleitung und Organisation des Verkaufs von Speisen und Getränken an Spieler und Zuschauer insbesondere auch die Erstellung und Versendung der Einladungen, die Organisation der Preise, die Erstellung der Spielpläne und teilweise die Leitung der Spiele als Schiedsrichter und einiges mehr. Aber nicht nur das. Die Kommunikation mit den Betreuern und Trainern der teilnehmenden Teams im Vorfeld, sowie die Kommunikation mit dem Präventionsrat der Stadt Frankfurt, den Fair-Play-Preis betreffend, sind ebenfalls wichtige Aufgaben. Um es kurz zu sagen, auf die Jugendlichen wartet eine Menge Arbeit.
Der Fußball gilt eigentlich schon immer als Medium, um Eigenschaften wie Fairness, Integrität und Toleranz  zu vermitteln. Allzu oft erleben wir, dass diese Werte nicht den ihnen gebührenden Platz im sportlichen Wettbewerb einnehmen. Daher ist es ein großes Anliegen, besonderes die Jugendlichen zu unterstützen, die sich diesem Thema annehmen. Wir freuen uns daher über die Gelegenheit, dem Jugendteam der FFV Sportfreunde 04 für ihre Idee der Toleranz-Respekt-Fairplay Turnierserie, durch  denim gedächtnis bleiben“- Preis unsere Wertschätzung auszudrücken.

Der Ehrenpreis „FUSSBALLER UND FANS HELFEN e.V.“

Unter dem Motto „Das Abseits aufheben!“ hat der Verein „Fußballer und Fans helfen“, ein ambitioniertes Programm auf die Beine gestellt.  Die Idee  zum sozialen Engagement verfolgen Mitglieder des Eintracht Frankfurt Fan-Club Bockenheim 1977 und der Sportgemeinschaft Praunheim 1908 e.V. bereits seit dem Jahr 2009. Damals formierte sich eine Gruppe engagierter Männer und Frauen, die zeigen wollte, dass die Fanszene mehr zu bieten hat, als das, was ihr teils sehr schlechter Ruf vermuten lässt. Damit war der Grundstein für die Initiative gelegt.
Das was die Initiative  seitdem auf die Beine gestellt hat, ist höchst beachtlich und verdient großen Respekt. Der Dreh-und Angelpunkt des Engagements ist  das Benefiz-Fußballturnier im Frankfurter Stadtteil Praunheim, dass im Jahr 2014 bereits zum 6. Mal ausgetragen wurde und an dem jeweils bis zu 20 Mannschaften teilnehmen. Das Benefiz-Fußballturnier hat also inzwischen schon Tradition und ist fest in der Jahresplanung der Eintracht- Fanclubs (und des Fanprojekts) verankert. An diesem Tag wird der Praunheimer Fußballplatz  zum Treffpunkt von Jung und Alt, von Szeneneuling und Urgestein. Und nicht nur das. Die Verbreitung der Idee des sozialen Engagements von Fußballfans zieht mit jedem Turnier weitere Kreise.
Nach dem  Turnier ist vor dem Turnier. Kaum ist ein Turnier gespielt, werden erste Vorbereitungen für das kommende Jahr in die Wege geleitet. Alle die schon mal an diesem beachtenswerten Sportereignis teilgenommen haben, können sich gut  vorstellen, wie viel Arbeit auf die Ausrichter, die Mitglieder des Vereins "FUSSBALLER UND FANS HELFEN e.V.", zukommt.  Der sportliche Gedanke ist aber nicht alles. Unter dem Leitsatz „Mit der Fanszene – Für Bedürftige – Für die Region“ wurden seit Gründung der Initiative mehr als 68.000 Euro an ausgesuchte  soziale Einrichtungen gespendet. Und wenn man sich vergegenwärtigt, wie viel diese Einrichtungen  leisten, obwohl sie wenig staatliche oder städtische Förderung genießen, lässt sich erahnen, dass einiges mit den Spenden bewegt werden kann. Laut Aussage der Initiatoren, wurde das Benefiz-Turnier in diesem Jahr mit einem Spendenrekord abgeschlossen, so dass der Verein sage und schreibe  17.000 EURO  für den guten Zweck spenden konnte. Die Bewohner der Wohnanlage "An der Praunheimer Mühle" dürfen sich über den Löwenanteil dieser Summe freuen.
Der Verein "FUSSBALLER UND FANS HELFEN e.V.",  wurde 2012 mit dem Hessischen Landespreis für soziales Bürgerengagement ausgezeichnet und gehörte zu den 25 Bundessiegern des startsocial Wettbewerbs 2013/2014 zur Förderung sozialer Projekte und Ideen. Die Vereinsgründung mit Anerkennung der Gemeinnützigkeit folgte pünktlich zum 6. Benefiz-Turnier 2014.
Hätte sich der Verein  "FUSSBALLER UND FANS HELFEN "   für den „im gedächtnis bleiben-Preis beworben, wäre uns die Auswahl der Preisträger“ noch viel schwerer gefallen, als ohnehin schon. So ist uns das Glück vergönnt, dieser bemerkenswerten Initiative den Ehrenpreis verleihen zu dürfen.
Alle Informationen zum Benefiz-Turnier und den Spendenaktionen findet Ihr hier www.fussballer-und-fans-helfen.de

 

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