23.12.2019
Preisverleihung 2019
Der im gedächtnis bleiben-Preis wurde zum siebenten Mal verliehen.
Auch in diesem Jahr haben wir vier herausragende Projekte auserkorenen, denen gemeinsam ist, dass sie einen Bezug zum Fußball haben und dass sie sich für Werte einsetzen, die die Gesellschaft niemals aufgeben darf. Wir freuen uns, durch die Verleihung des Preises einen Beitrag zu leisten, dass diese Werte im Gedächtnis bleiben.
Organisation UJPOD Togo - im gedächtnis bleiben-Preisträger 2019 Die Organisation UNION DES JEUNES POUR LE DEVELOPPEMENT (UJPOD) ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich insbesondere für die Gesundheit, die Bildung und die Umwelt in Togo, Westafrika, einsetzt. In verschiedenen ländlichen Regionen engagiert sie sich in Form von Projekten, wie beispielsweise für das Recht auf Bildung, Initiativen gegen Kinderarbeit, Kinderhandel, Kinderehen und Kindesmissbrauch. Außerdem sensibilisiert sie die Menschen bezüglich weiblicher Genitalverstümmelungen, zum Recht auf Identität und bezüglich einer Gesundheitsfürsorge. Nebenbei betreut die Organisation mehrere Fußballmannschaften. Trainiert wird etwas außerhalb des Dorfes auf einem sandigen Platz mit zwei Eisentoren. Dieser Sandplatz ist der zentrale Knotenpunkt für soziale Kontakte, Freundschaften, Hoffnungen und Träume! Es ist leicht zu verstehen, dass den Menschen in Togo Fußball weitaus mehr bedeutet nur Sport, ermöglicht er doch speziell den Kindern und Jugendlichen ein paar Stunden Flucht aus dem zehrenden Alltag. Mangels geeigneter Schuhe spielen die Jungs oftmals barfuß. Doch seit neustem läuft eine der Mannschaften stolz in Eintracht-Trikots auf. Die Zeit nach dem Training wird oftmals für eine spielerische Sensibilisierung zu bestimmten Themen genutzt. Die Jungs sind voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft und diskutieren nach dem Training immer sehr angeregt über verschiedene Projekte. Das Zentrum der Organisation ist ein großes Haus, in dem alle gemeinsam unter einem Dach leben. Junge Togoleser die kein Zuhause mehr haben, junge Frauen, die von Zuhause geflüchtet sind und Kinder, die dort zusammen mit Togolesern, die sich für eine bessere Zukunft für ihr Land einsetzen, leben. Zeitweise sind auch europäischen Studenten vor Ort, die sich im Rahmen eines Freiwilligendienstes in Togo engagieren. Außerdem hat die Organisation am Standort ein kleines medizinisches Zentrum, in dem kleineren Verletzungen versorgt werden können, da Krankenhäuser zu weit entfernt und zu teuer sind. Im Juli 2019 wurde beispielsweise das Projekt „Recht auf Identität“ durchgeführt. Trotz dieser hohen Bedeutung und einer gesetzlichen Verankerung herrscht in weiten Teilen Togos wenig Bewusstsein für die Wichtigkeit einer Geburtsurkunde beziehungsweise ist es logistisch oder finanziell nicht möglich, eine solche zu beantragen. UNICEF geht davon aus, dass mindestens ein Drittel der Kinder in Togo keine Geburtsurkunde besitzen. Insbesondere in den ländlichen Regionen Togos besitzen die dort lebenden Menschen und vor allem die Kinder keine Papiere, wie Geburtsurkunden und Pässe. Die Identität umfasst den Vor- und Zunamen, das Geburtsdatum, das Geschlecht und die Nationalität eines Menschen. Ohne eine solche haben die Menschen keinerlei Zugang zum Gesundheitswesen und zu Bildungsstätten. Sie haben auch keine Möglichkeit an Wahlen teilzunehmen. Außerdem ist eine Identität notwenig, um Rechtsschutz für jedes Kind zu gewährleisten. Die Identität versorgt Kinder mit allen Vorzügen des nationalen Rechtssystems, einschließlich des Schutzes vor Misshandlungen und Ausbeutungen. Kurz gesagt, ohne diese offizielle Identität ist ein Kind in den Augen von Gesellschaft und Staat schlicht unsichtbar. Somit ist es nicht ist allein in seiner Entwicklung stark gefährdet, sondern obendrein auch allen denkbaren Gefahren ausgesetzt. Beispielsweise sind circa 20 % der Kinder in Togo vom Kinderhandel direkt betroffen und werden in entfernte Städte oder Nachbarländer verkauft, um dort auf Kaffee- oder Kakaoplantagen oder in Mienen zu arbeiten. Das Engagement von UJPOD stützt sich auf Artikel 8 der UN-Kinderrechtskonvention, durch den die Vertragsstaaten verpflichtet werden, das Recht des Kindes auf den Schutz seiner “Identität” zu achten. Im Rahmen seiner Projektarbeit hat die Organisation die Menschen in dem Dorf Adokpoé bezüglich der Wichtigkeit einer solchen Identität sensibilisiert. Zudem arbeitet sie mit den zuständigen Gerichten zusammen, damit diese Papiere im Nachhinein ausgestellt werden können. Leider ist es mit sehr hohen Kosten verbunden, eine solche Geburtsurkunde im Nachhinein zu beantragen. Weil sich die Menschen in Adokpoé das nicht leisten können, kommt die Organisation UJPOD im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür auf. Um das alles auch dauerhaft zu gewährleisten müssen Sponsoren gefunden werden. Ein Teil des Preisgeldes des im-gedächtnis-bleiben-Preises dient dazu, dass die laufenden Kosten der Organisation gedeckt werden können. Der Großteil des Geldes wird aber in ein bestimmtes Projekt und zwar das sozialpädagogische Zentrum im Dorf Adokpoé fließen. In vielen Dörfern Togos, so auch in Adokpoé, sind die Menschen mit den grundlegendsten Aufgaben des täglichen Lebens, wie Wasserholen und Feldarbeit beschäftigt, sodass Gesundheit und vor allem Bildung auf der Strecke bleiben. In dieser Situation sind die Kinder die am stärkste gefährdete Gruppe. Kinder haben keinen Zugang zu Schule oder brechen die Schule schon während der Grundschule ab. Gründe für den frühzeitigen Schulabbruch sind vor allem die mangelnde Betreuung außerhalb der Schule, mangelnde Lehrbücher und fehlende Lehrmittel, das Ernährungsproblem und das mit der Bildung unvereinbare familiäre Umfeld. An diesen Punkten setzt die Organisation UJPOD an. Gemeinsam mit den im Dorf Lebenden ist sie dabei, ein sozialpädagogisches Zentrum errichten, damit den Kindern des Dorfes eine bessere Perspektive ermöglicht werden kann. Das Fundament und die Wände des Zentrums stehen schon, allerdings fehlen noch ein Dach und die Inneneinrichtung, wofür die Organisation dringend finanzielle Unterstützung benötigt. Für die Fertigstellung des Zentrum wurde unlängst ein Fundraising erstellt.
Obdachlosenhilfe Adler & Friends - im gedächtnis bleiben-Preisträger 2019 Die Obdachlosenhilfe Adler & Friends gründet sich im Herbst 2018. Die Idee dazu hat Michael Puchta (BN96). Angeregt von dem in Frankfurt laufenden Projekt will Michael auch in Wiesbaden mit Hilfe von anderen Eintrachtfans Obdachlose unterstützen. Zunächst wird Kontakt zur Teestube der Diakonie Wiesbaden aufgebaut. Seit November 2018 kochen Adler & Friends regelmäßig jeden zweiten Donnerstag im Monat für im Durchschnitt 100 Obdachlose. Als gelernter Koch steht Michael meistens selbst am Herd und zaubert leckere Gericht auf die Teller der dankbaren Schützlinge. Da die Resonanz so außerordentlich gut ist, werden über das Kochen hinaus weitere Projekte in Angriff genommen. Beispielsweise. werden die Schlafräume in der Teestube renoviert, woran sich viele Eintrachtfans unterschiedlichster Fanclubs tatkräftig beteiligen. So beispielsweise auch die bekannten Rapper Bosca und Face, die von früh bis spät ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. Großen Anklang findet auch das Grillfest im Sommer. Wie nicht anders zu erwarten, wird die Liebe zur Eintracht in die Aktivtäten einbezogen. So ist bei den Heimspielen gegen Bremen und Leverkusen jeweils eine Gruppe der Obdachlosen im Stadion, was den Glücklichen einen wundervollen Tag beschert. An dieser Stelle ein Dank an die Eintracht für die Freikarten und ein Dank an das Fanprojekt, in der Rolle des Gastgebers in Frankfurt. Auch bei der Beschaffung von Kleidung und den stets benötigten Hygienemitteln können die Obdachlosen auf tatkräftige Unterstützung zählen. Natürlich lebt ein solches Projekt von Unterstützung. In dieser Beziehung haben ortsansässige Restaurants und Einkaufsläden schon unschätzbare Hilfe geleistet. Selbstverständlich freuen sich Adler & Friends auch über Geldspenden. Denn je mehr zur Verfügung steht, desto mehr kann bewegt werden. Mehr über das Projekt findet Ihr hier.
Frankfurt-Theresienstadt/Eine Spurensuche - im gedächtnis bleiben-Preisträger 2019 Mit dem Projekt Frankfurt- Theresienstadt – Eine Spurensuche begibt sich die Fanbetreuung gemeinsam mit dem Eintracht-Museum und vielen Eintrachtfans im Jahr 2019 auf eine Spurensuche, die über die Stadtgrenzen Frankfurts hinausführt. Die Spur führt schließlich nach Theresienstadt, dessen offizieller Name Terezin lautet. Der Ort im heutigen Tschechien, zwischen 1938 und 1945 von den Nazis annektiert, dient diesen als Ghetto, als Relaisstation zur massenhaften Vernichtung von Juden während der Shoa. Auch Eintrachtler werden in Theresienstadt eingesperrt, entrechtet und von dort weiter in die Lager im Osten deportiert. Viele der Unglücklichen gehen unter den fürchterlichen Bedingungen im Lager Theresienstadt zugrunde. Trotz allem etabliert sich im Ghetto ein reichhaltiges Kulturleben. Es gibt auch eine Ghettoliga, deren Mannschaften nach ihrem Arbeitsort beispielsweise Fleischer, Bäcker, Kleiderkammer, Ghettowache oder Arbeitswache heißen, oder aber nach ihrer Herkunft Namen wie Hollandia, FC Wien, Fortuna Köln oder Praga tragen. Es gibt Spielpläne, Tabellen und sogar eine Fußballzeitung. Manchmal kommen mehr als 3000 Menschen zu den Spielen im Innenhof der Dresdener Kaserne. Auf unserer Spurensuche begleitet uns Helmut Sonny Sonneberg, den die Gestapo noch im Februar 1945 als Kind von der einstigen Frankfurter Großmarkthalle nach Theresienstadt deportiert. Sonny überlebt das Ghetto und wird nach dem Krieg großer Fan der Frankfurter Eintracht, der er bis heute die Treue hält. Zunächst führt die Spurensuche im Rahmen verschiedener Veranstaltungen zu unterschiedlichen Stationen jüdischer Geschichte in Frankfurt. Von der Gedenkstätte am Börneplatz über den Platz der vergessenen Kinder bis hin zur Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle, von welcher aus Sonny seinerzeit nach Theresienstadt verschleppt wird, besuchen wir Orte, die in der jüdischen Historie einen wichtigen Platz einnehmen. Zudem widmen wir uns dem Thema Fußball in Theresienstadt. Oded Breda, dessen Vater Moshe sich durch Flucht nach Palästina dem Holocaust physisch entziehen konnte, entdeckt in einem Nazi-Propagandafilm seinen eigenen Onkel Pavel bei einem Fußballspiel im Ghetto. Oded Breda begibt sich auf die Spurensuche. Aus dieser Spurensuche, aus Zeitzeugengesprächen, aus Besuchen in Theresienstadt sowie dem einstigen Wohnort Pavel Bredas in Brno/Brünn im heutigen Tschechien - aber auch aus Reflexionen aus heutiger Sicht -, entsteht 2012 der Film Liga Terezin. Den berührenden Film zeigt die Fanbetreuung gemeinsam mit dem Eintracht Museum im Museum, wobei der Produzent Oded Breda anwesend ist. Zudem haben wir Gelegenheit mit den Autor Dr. Stefan Zwicker über sein Buch Fußball unter dem gelben Stern und mit dem Autor Peter Dippold über sein Buch Lindenstraße – der Fußballspieler mit dem gelben Stern zu sprechen. Die beiden lesenswerten Bücher beschäftigen sich insbesondere mit Fußball im Ghetto. Den Abschluss des Projektes bildet die Fahrt nach Theresienstadt. Gemeinsam mit 25 Eintrachtlern und Eintrachtlerinnen reisen wir am 11. Oktober 2019 nach Tschechien in das einstige Ghetto. Mit an Bord ist Helmut Sonny Sonneberg, der diesen Ort im Juni 1945 nach fünfmonatiger Gefangenschaft verlassen hat. Heute, nach über 74 Jahren, kehrt er erstmals an diese Stätte zurück und hat die Kraft und Stärke, uns während des ganzen Aufenthalts als Zeitzeuge zur Verfügung zu stehen. Nach vier bewegenden Tagen in Gedenken an die Opfer des Naziregimes bringen wir im dortigen Kolumbarium eine Erinnerungstafel an. Die Gedenktafel wird gestiftet von der Frankfurter Eintracht und trägt über dem Vereinswappen die Innschrift Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch der Leiter der Gedenkstätte Theresienstadt, Jan Roubinek, ist anwesend. Stefan Minden, Vizepräsident der Eintracht sorgt mit einer bewegenden Rede für den würdigen Rahmen. Helmut Sonny Sonneberg trägt von seiner Deportation Wunden am Bein davon, die zwar lange nicht heilen wollen, doch diese Wunden heilt irgendwann die Zeit. Die Wunden in seiner Seele aber schmerzen bis heute. Lange hat er nicht über seine Vergangenheit gesprochen. Erst in den letzten Monaten findet Sonny die Kraft, sich mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu wenden. Eines liegt ihm vor allem am Herzen: Die Geschichte darf nie vergessen werden. Das Wichtigste aber ist Toleranz – und die fängt bei uns selbst an. Weitere Informationen zur Gedenkstätte Theresienstadt findet Ihr hier.
Eintracht Frankfurt Fanclubverband e.V.– im gedächtnis bleiben -Ehrenpreisträger 2019 Was haben wir geschrieben als der Ehrenpreis 2018 an Peter Fischer, den Präsidenten von Eintracht Frankfurt vergeben wurde: Auch der Ehrenpreis wurde in gute Hände gegeben. An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an den Eintracht Frankfurt Fanclubverband, der jedes Jahr das Preisgeld stiftet. Würde er das nicht tun würde ihm ohne jede Frage ein Preis gewiss sein. Was wir nicht bedacht haben ist, dass der Ehrenpreis nicht dotiert ist. Weshalb wir in diesem Jahr nachholen, was längst überfällig ist.Denn der Eintracht Frankfurt Fanclubverband e.V setzt sich seit seiner Gründung mit klarer Haltung und bemerkenswerten Projekten gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ein. Stellvertretend für dieses herausragende Engagement kann die Aktion United Colors of Frankfurt genannt werden, die im Frühjahr 2018 bundesweit Aufsehen erregt. Wir bedanken uns bei allen, die im Namen des Fanclubverbandes dafür sorgen, dass Eintracht Frankfurt Toleranz und Weltoffenheit repräsentiert, ganz herzlich. Wenn jemand durch Präsenz und Entschlossenheit in der Frankfurter Sportwelt so deutliche Spuren hinterlässt, verdient das große Anerkennung und Wertschätzung. Alles Wissenwerte über den Eintracht Frankfurt Fanclubverband e.V. findet Ihr hier.